Freitag, 16. August 2013

Wie können die Rechte von Flüchtlingen durchgesetzt werden?


Text eines Flugblatts, das auf der Demo für das Bleiberecht der Flüchtlinge von "Lampedusa in Hamburg" am 16.8. verteilt wird

Demonstrationen wie heute sind ein wichtiger Teil des Kampfes für das Bleiberecht . Alle die heute demonstrieren zeigen, dass die Flüchtlinge von „Lampedusa in Hamburg“ nicht allein stehen.

Demos können Abschiebungen manchmal verhindern – zum Beispiel im letzten Jahr, als Hamburg die Familie Cruz nach Honduras abschieben wollte.
Eine große, gut organisierte Demo kann Illegalisierten und der Residenzpflicht unterworfenen Menschen einen gewissen Schutz bieten, wenn sie ihre Anliegen in die Öffentlichkeit tragen wollen.

Wenn Demos ignoriert werden, gelingt es zum Teil, Abschiebungen durch Blockaden zu verhindern. Zum Beispiel wenn die Polizei durch vor dem Abschiebeknast sitzende Menschen daran gehindert wird, jemanden zum Flughafen zu transportieren, oder wenn die Zufahrt zum Flughafen selbst blockiert wird, wie vor einigen Wochen in Berlin bei einer geplante Massenabschiebung nach Pakistan.

Bei Abschiebungen per Linienflug können andere Flugpassagiere Abschiebungen stoppen, wenn sie aus Solidarität aufstehen und das Flugzeug deshalb nicht starten kann.
Durch eine Mischung dieser Aktionsformen konnte laut einer Studie in Österreich seit 2007 bei 50% der Abschiebungen, gegen die protestiert wurde, ein Bleiberecht erkämpft werden.
Je mehr Menschen sich an solchen Aktionen beteiligen, desto größer sind die Erfolgschancen.
Je größer der öffentliche Druck ist, desto schwerer ist es für die Regierenden, die Forderungen zu ignorieren.
Die Erfolgsaussichten bleiben jedoch begrenzt, wenn der Staat seine rassistische Politik unbedingt durchsetzen will: Dann werden Blockaden auch mit brachialer Polizeigewalt geräumt, ohne Rücksicht auf die enormem Kosten werden ganze Flugzeuge gechartert, um Kleingruppen oder gar einzelne Flüchtlinge auszufliegen.

In diesen Fällen können Abschiebungen nur zusammen mit den KollegInnen auf den Flughäfen verhindert werden.
Einzelne PilotInnen haben sich bereits unter Hinweis auf ihre Verantwortung für die Flugsicherheit und ihre besonderen gesetzlichen Befugnisse geweigert, „Abschiebeflieger“ zu starten.
Normale Beschäftigte riskieren jedoch ihren Job, wenn sie versuchen, eine Deportation zu verhindern.
Neben der Selbstorganisierung der direkt Betroffenen ist für eine erfolgreiche Bekämpfung gewaltsamer Deportationen deshalb vor allem die Beteiligung der Gewerkschaften entscheidend.

Der DGB hat 6 Millionen Mitglieder.
Die Unterstützung von MigrantInnen mit und ohne Arbeitserlaubnis liegt im Interesse aller ArbeiterInnen. Rechtliche Benachteiligung und die ständige Drohung der Abschiebung zwingt viele MigrantInnen, ausbeuterische Arbeitsbedingungen widerstandslos hinzunehmen.
Wenn man zulässt, dass Menschen illegalisiert werden, akzeptiert man, dass sie gezwungen werden, für niedrige Löhne und ohne Arbeitnehmerrechte zu arbeiten - z.B. in Hamburger Hotels, in denen Trotz gesetzlichem Mindestlohn MigrantInnen für Centbeträge im Akkord Zimmer putzen.
Man akzeptiert, dass es Deals zwischen Unternehmen, Ausländerbehörden und Arbeitsagenturen gibt, um Flüchtlinge in schlecht bezahlte Jobs mit miesen Arbeitsbedingungen zu vermitteln – etwa zum Hühnerschlachten für 4€ in der Stunde.

Man gibt so den Unternehmen die Möglichkeit, Standards zu senken und Löhne und Bedingungen für alle Beschäftigten zu verschlechtern. So schadet der staatliche Rassismus auch nicht direkt davon betroffenen Lohnabhängigen – also der Mehrheit der Bevölkerung.

Dagegen können die Gewerkschaften als Vertretung aller Beschäftigten gleiche Löhne und Rechte fordern und mit entschlossenem Handeln auch durchsetzen. Deshalb ist es ein wichtiger Fortschritt, dass die Flüchtlinge von Lampedusa in Hamburg Mitglieder von ver.di sind und dass ver.di und Teile anderer Gewerkschaften in Hamburg ihren Kampf aktiv unterstützen. GewerkschafterInnen in anderen Bundesländern sollten sich ebenfalls solidarisch verhalten und auf die Flüchtlingsbewegung zugehen.
In der Vergangenheit haben sich ArbeitnehmerInnen mit Unterstützung ihrer Gewerkschaften oft erfolgreich gewehrt, wenn sie gezwungen werden sollten, durch ihre Tätigkeit gegen ihre eigenen Interessen zu handeln, z.B. haben Hafenbeschäftigte das Verladen von Kriegswaffen verweigert.
Auch bei der Verhinderung von Abschiebungen sind solche Aktionen erforderlich.
Ein beliebtes Element rassistischer Propaganda ist die Behauptung, MigrantInnen würden „den Deutschen“ knappe Arbeitsplätze wegnehmen. Dem können die Gewerkschaften entgegentreten, indem sie Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich als Mittel gegen die Arbeitslosigkeit fordern und so Solidarität gegen rassistische Sündenbockpolitik setzten.

1. Organize Demos. The public pressure created by demonstrations has been instrumental in preventing deportations. At demonstrations we can convey our demands – not only for the right to stay. Strong and well-organized demos can protect people without documents and those affected by Residenzpflicht and enable them to take to the streets for their demands.
2. Blockades in front of deportation jails and airports can prevent deportations if enough people take part.
3. Other passengers can prevent deportations in some cases through civil disobedience, e.g. by preventing the plane from taking off by refusing to sit down.
4. The most effective way to prevent deportations is organized action by workers in the transport sector and public service. We demand a campaign for the right to stay by the DGB-affiliated trade unions and forceful political support for all employees who refuse to participate in deportations.
5. The discrimination and social exclusion of migrants forces them to work in particularly exploitative jobs, lowering the general level of wages and working conditions. Therefore the struggle for equal wages and conditions is a vital concern of all workers and must be taken seriously by our representatives, the trade unions.
6. Racist propaganda uses refugees and migrants as scapegoats for unemployment and welfare cuts. We demand: equal rights for all human beings living here. Make the profiteers of the crisis and war pay, not fellow workers who don't have a german passport. Shorter working hours without loss of pay to create jobs for everybody. Abolition of the racist laws.

1. Organisez des manifs. La pression publique de manifestations empêche des déportations. Sur des manifestations, nous pouvons faire publier nos révindications, pas seulement pour le droit du séjour mais tout ce que nous voulons. Quand la manifestation est grande elle protège les manifestants sans papiers.
2. Des blocages de prisons de déportation ou des aéroports pour la déportation peuvent empêcher la déportation quand il y a assez de participants.
3. Des gens rentré déja dans l'avion, ils doivent se mettre débout pour empêcher l'avion de decoller. Cela aussi empêche la déportation.
4. L'action collective des travailleurs du secteur publique et des services de transports peut aider à la non-déportation. Le refus de la déportation doit avoir le soutien des syndicats de travailleurs. Nous demandons une campagne de la part des syndicats de travailleurs pour le droit de séjour des démandeurs d'asyle.
5. La discrimination et l'exclusion des refugiés et immigrants les force à travailler pour les salaires bas et avec mauvaises conditions. Cela met bas le niveau generale de salaires et conditions de travail. C'est pourquoi la lutte pour l'égalité des salaires et des conditions de travail est necessaire pour tous les travailleurs en Allemagne et nos représentants, des syndicats doivent prendre tout cela au serieux, à fin que nous reussissons à notre objectif.
6. La propagande raciste font tort a l'immigration. Ils disent que c'est l'immigration qui est à la base du chômage et de la pauvreté. Nous demandons les mêmes droits pour toute personne vivant en Allemagne. Faire payer les riches profiteurs de la crise et des guerres, et non pas nos confrères qui n'ont pas un passport allemand.
Contre le chomage nous demandons la réduction du temps de travail et aussi l'abolition des lois racistes.
Nous demandons les mêmes droit pour tous.

Dienstag, 26. März 2013

Wir gedenken Alex! Gestorben im März 2013 im Lager in Parchim!

Wir dokumentieren einen Artikel der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
Lodoe Kamacha genannt Alex wurde am 8. März tot in seinem Zimmer im Lager in Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) aufgefunden. Alex war vor 17 Jahren nach Deutschland geflohen. Seine Frau und sein Sohn leben noch immer in Kathmandu in Nepal. Zuerst lebte Alex in dem Lager Zapel (Mecklenburg-Vorpommern) und war nun schon seit neun Jahren im Parchimer Lager untergebracht. Im Lager selbst leben bis zum 100 Menschen. Bis zu vier Personen müssen sich ein Zimmer teilen. Manche Flüchtlinge leben schon viele Jahre dort und sind bis zu 20 Jahre in Deutschland. Ursprüngliche Hoffnung ist der Erfahrung der Aussichtslosigkeit auf Lebenszeit gewichen. Aber der Tod von Alex hat aufgerüttelt und auch die wachsenden Proteste überall in Deutschland geben Mut. Ali Safianou Touré, Aktivist der KARAWANE hat acht Jahre im Lager Parchim gelebt. Er kämpft immer noch mit den Behörden des Landkreises. Er hält die Verbindung zu den FreundInnen im Lager. So durchbrach die Nachricht von Alex Tod die Isolation.

Drei Tage vor seinem Auffinden hat ihn eine Zimmernachbarin das letzte Mal lebend gesehen. Er sah an diesem Tag sehr schlecht aus, hatte eine graue Hautfarbe und auf die Frage, wie es ihm geht, nicht mehr geantwortet. Alex litt schon seit langem an Depressionen. Wegen seiner Diabetes war er auch schon mal im Krankenhaus gewesen, aber nach der Normalisierung seiner Blutzuckerwerte wieder zurück ins Lager geschickt worden.
Da die Freunde Alex mehrere Tage nicht gesehen hatten und schon einen ungewöhnlichen Geruch aus dem Zimmer warnahmen, öffnete die Lagerleitung am 8. März sein Zimmer. Es wurde noch ein Krankenwagen gerufen und die Polizei verständigt, die drei Stunden vor Ort war, aber mit niemanden gesprochen hat.
Freunde von Alex vermuten, dass er vielleicht durch eine Unterzuckerung sein Bewusstsein verloren hat und deswegen keine Hilfe mehr holen konnte. Als die Freunde die Lagerleitung fragten, was mit Alex passiert sei, antworteten diese: „Ein Lodoe Kamache lebt hier nicht." Eine andere Freundin wurde an die Ausländerbehörde verwiesen. Alex hatte keine Angehörigen hier, aber Freunde und Freundinnen – Flüchtlinge wie er, mit denen er seit Jahren den gleichen Ort und die gleichen Erniedrigungen, Ängste und auch Freuden und gegenseitige Hilfe teilten – ihnen wird keine Auskunft gegeben, woran Alex starb. Warum er starb, wissen alle – 17 Jahre im Lager in Deutschland. Alex wurde nur 45 Jahre alt.
Der Landkreis Parchim/Ludwigslust wird beim Internationalen Flüchtlings-Tribunal gegen die Bundesrepublik Deutschland im Juni in Berlin in Anklage stehen – nicht nur wegen des verflossenen Lebens von Alex.

Donnerstag, 7. März 2013

Schwerin: Kürzungen verhindern!

In Schwerin plant eine große Koalition aus CDU, FDP, SPD, Grünen und Unabhängigen Bürgern in der Stadtvertretung massive Kürzungen der Kultur- und Sozialausgaben sowie einen Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst.
Die Kinder- und Jugendhilfe wird zusammengestrichen, Schulen und Sportstätten sollen nach dem Vorbild der Stadtbibliothek verfallen, Kultureinrichtungen werden privatisiert oder bekommen keine Zuschüsse mehr und durch Kürzungen bei der Straßenbeleuchtung geht buchstäblich das Licht aus.

Dagegen protestieren zahlreiche Intiativen und Verbände, darunter auch Gliederungen der LINKEn und linke Gruppen. Am 11.3. ab 15:30 gibt es eine Kundgebung auf dem Marktplatz, weitere Infos dazu auf Facebook. 

 

Mittwoch, 21. November 2012

24.11.: Sozialismustag in Hamburg

Werkschließungen bei Ford in England und Belgien und Massenentlassungen bei der UBS – die Euro-Krise wütet weiter in ganz Europa. Und obwohl das Deutsche Kapital kräftig daran verdient hat, zahlen die ArbeiterInnen und Jugendlichen auch hierzulande dafür. In Hamburg wütet die Schuldenbremse und soll im Dezember ein Sparhaushalt durchgesetzt werden, während Milliarden für die HSH-Nordbank oder die Elbphilharmonie/HochTief bereitgestellt werden. Der Widerstand gegen diese Kürzungspolitik braucht Ideen zur besseren Organisierung der Proteste und auch Alternativen zur kapitalistischen Politik. Wir wollen Erfahrungen von AktivistInnen austauschen, internationale Protesterfahrungen bündeln und diskutieren, für was für eine Gesellschaft wir kämpfen wollen. 
Am 24.11. ab 12:30 im Centro Sociale in Hamburg. Infos zur gemeinsamen Anreise ab Parchim: swm@sav-online.de
Das Workshopprogramm auf der Website der Hamburger GenossInnen

Sonntag, 14. Oktober 2012

Naziaufmarsch am 20.10. in Wismar bekämpfen!

Am 20.10. plant der NPD-Jugendverband "Junge Nationaldemokraten" einen Aufmarsch in Wismar, um seine rassistische und faschistische Ideologie auf die Straße zu tragen und die eigene "Stärke" in Mecklenburg zu demonstrieren.
Wir werden uns dem Aufmarsch mit vielen AntifaschistInnen gemeinsam entgegenstellen.

Weitere Infos zur Gegendemo und den Hintergründen der Nazis beim Antifa-Bündnis

Infos zur Anreise ab Parchim gibts per Mail über swm@sav-online.de

Montag, 30. Juli 2012

Teko Yao Segbedji bleibt – keine Abschiebung nach Togo!

Leiter der Ausländerbehörde verspricht sofortige Freilassung aus der Abschiebehaft – 20 Menschen demonstrieren in Parchim


Die Ausländerbehörde Parchim hatte für heute die Abschiebung von Teko Yao Segbedji geplant. Der vor über 10 Jahren aus Togo geflohene Aktivist war in die „Illegalität“ getrieben worden, nachdem die Ausländerbehörde ihm 2010 eine Duldung verweigert hatte. Als er die psychische Belastung des Lebens als Illegalisierter nicht mehr ertrug, stellte er sich der Polizei und wurde in der JVA Bützow eingesperrt.

Solidarität
Um die Abschiebung zu verhindern, organisierte die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen eine Kundgebung vor dem Sitz der Ausländerbehörde im Landratsamt. Unerwartet viele Menschen solidarisierten sich mit Teko und setzten ein Zeichen gegen die rassistische Abschiebepolitik Deutschlands. Im Laufe des Montagvormittags beteiligten sich mehr als 20 Menschen aus Hamburg, Parchim und anderen Orten in MV, von der Karawane, der Alternativen Jugend, der LINKEn und Linksjugend ['solid] an der Kundgebung. Viele PassantInnen nahmen Flyer und Infomaterial mit, einige unterschrieben Protestbriefe. Rassistische Pöbeleien oder andere Angriffe blieben erfreulicherweise aus.

Abschiebung gescheitert
Vom Leiter der Ausländerbehörde erfuhren AktivistInnen, dass die Abschiebung wegen fehlender Papiere nicht durchführbar sei – nachdem die gleiche Behörde vorher noch behauptet hatte, man sei „zuversichtlich“ Teko Yao Segbedji heute noch abschieben zu können. Der Behördenchef kündigte an, Teko werde noch heute aus der Abschiebehaft entlassen.
Die Kundgebung war ein ermutigendes Signal für den Kampf gegen Abschiebungen und staatlichen Rassismus. Weitere Aktionen sind notwendig – zum Beispiel im Rahmen der Togo-Kampagne der Karawane, die einen vollständigen Abschiebestopp fordert.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Drohende Abschiebung nach Togo - Solidarität nötig!

Am 30.7. will die Parchimer Ausländerbehörde den Aktivisten Teko Yao Segbedji nach Togo abschieben. Dagegen findet am Montag, den 30.7.2012 um 10:00 eine Kundgebung vor der Kreisverwaltung bzw. Ausländerbehörde in der Putlitzer Straße 25 statt.
Weitere Infos bei der KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen